Bordstempel – die Siegel der Windjammer
Die ersten Stempel die von frachtsegelnden Schiffe an Bord mit geführt wurden, dienten ausschließlich der Vereinfachung bei den schriftlichen Arbeiten des Kapitäns oder der Steuerleute . Handschriftliche Eintragungen in den unterschiedlichsten Nachweisen an Bord wurden mit den Stempeln gesiegelt. Damit wurde das jeweilige Schriftstück zum Dokument. Die Stempel – oder besser die Siegel der Schiffe – wurden auf Veranlassung der Reedereien gefertigt. Sie waren in ihrer Ausführung im direkten Vergleich zu den heutigen sogenannten Bordstempel recht schmucklos. In einem Viereck von der Größe der Hälfte einer heutigen Streichholzschachtel, war lediglich der Name des Schiffes und der Name der Reederei vermerkt.
So ab 1965 waren die ersten Bordstempel in Schmuckform zu sehen. Motive wie z.B. der Seitenriß des Schiffes wurden eingebracht . Aber auch ein besondere Anlaß wie z.B. die hundertjährige Wiederkehr der Indienststellung eines Schiffes oder die Teilnahme an Windjammertreffen in aller Welt, wurden berücksichtigt.
Mit dem hier eingefügten Bordstempel einiger Windjammer soll die Entwicklung vom schmucklosen Stempel bis hin zum kleinen maritimen Kunstwerk dargestellt werden. So erinnert eindrucksvoll und künstlerisch recht ansehnlich gestaltet der Albatros – der legendäre Sturmvogel der südlichen Breiten – den der Seefahrer in der Fahrt um das berüchtigte Kap Horn an trifft, an die Umrundung von Kap Horn durch das Segelschiff „Soren Larsen“ 1991.
Die Verbindung der einzelnen Bordstempel als Sammlung ist in den zurückliegende Jahrzehnten von verschiedenen Ausführenden in den unterschiedlichsten Darbietungen erfolgt.
Heino Brockhage entwickelte 1989 während der Veranstaltung der Cutty – Sark Tall Ship Races im Hafen von Travemünde die Idee seiner Art der Bordstempelsammlung. Eine Sammlung ausschließlich mit den Unterschriften der Kapitäne. Sicherlich hat es derartiges im Ansatz auch schon vorher
gegeben , jedoch wurden auch Unterschriften der Crew oder Besucher an Bord der Schiffe verwandt.
Brockhage erinnert sich gerne an das lustige Erlebnis mit einem zehnjährigen Jungen, der die Nordische Jagt „Grönland“ auf er damals als Mitglied der Stammbesatzung fuhr, besuchte.
Der kleine „Seemann“ aus Süddeutschland kam in Begleitung seiner Mutter an Bord und bat um einen Bordstempel der „Grönland“ , gleichzeitig sollte aber unbedingt ein Autogramm des Kapitäns neben den Bordstempel die mitgebrachte Ansichtskarte von Travemünde schmücken. Auch als Brockhage mehrmals beteuerte nicht der Kapitän zu sein , sondern als Wachhabender eingeteilt sei, ließ der Junge nicht locker und er bekam die Unterschrift. Gleichzeitig entwickelte ein langes Gespräch – „Muttern“ war zwischenzeitlich an Land um ein Eis für den Jungen zu besorgen. Während ihrer Abwesenheit entdeckte das aufgeweckte neue „Crewmitglied“ noch die Stempelkiste mit den Bordstempeln vorheriger Reisen der „Grönland“ . Da es ein alter Brauch ist , dass Seefahrer auch Tätowierungen auf den Armen tragen, wurden der kleine Mann nun tätowiert, beide
Arme „rauf unter Runter“ mit den Stempel der Grönland.
Voller Stolz präsentierte er sich den Besuchern an Bord und auf der Pier und als Muttern zurück kam , wurde die sauer dreinblickende junge Frau aus den Bergen beruhigt:
Machen Sie sich man keine Sorgen junge Frau bis er heiratet, ist die Tätowierung wieder runter!
© 2005, Nils Brockhage
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